Morgenstund’ hat Gold im Mund – stimmt das wirklich?

Diese Redewendung ist zumindest im österreichisch-deutschsprachigen Raum gut bekannt. Wie man auch weiß, liegt in Sprüchen dieser Art, meistens eine Wahrheit versteckt. Warum hat dieser Spruch seine Berechtigung und weshalb gibt es trotzdem immer mehr nachtaktive Menschen?

Der Beweis, dass Morgenstund‘ tatsächlich Gold im Mund hat, ist am einfachsten mit der animalischen Seite des Menschen belegbar. Die Spezies Mensch ist biologisch betrachtet, ein tagaktives Säugetier. Daher richtet der Mensch, der dieses ursprüngliche und natürliche Verhalten bewahrt hat, seine Aktivität nach Helligkeit und Dunkelheit. 

In der Phase des Tages, in der die Helligkeit zunimmt, ist der Biorhythmus des Menschen auf Aktivität – sowohl geistig, als auch körperlich – ausgerichtet. Nimmt die Dunkelheit zu, dann geht der Biorhythmus des Menschen in eine gleitende Ruhephase bis zur Nachtruhe über.

Die Frage, weshalb viele Menschen, früh morgens in der Dunkelheit bereits auch aktiver sein können und weshalb es wahrscheinlich auch gesünder, als die Aktivität am Abend ist, liegt in der genauen Betrachtung von Sonnen- und Mondaufgang und Untergang begründet.

Sehr gut ist dieser tatsächliche Rhythmus, mit der Monade (Yin-Yang-Symbol) aus der traditionellen chinesischen Medizin erklärbar. Betrachten Sie bitte die obere Grafik und sehen sie den weißen Teil als Synonym für Tageslicht und den schwarzen Teil als synonym für Dunkelheit. Denn in Wirklichkeit ist der Sonnenaufgang eines Tages nicht am Morgen, sondern bereits aber 12h Mitternacht. Gleichbedeutend damit ist die ansteigende Aktivität des menschlichen Biorhythmus. Gegensätzlich ist ab Mittag der Mond am Aufgehen, sodass der Biorhythmus des Menschen immer träger wird.

Fazit hieraus ist eine weitere Binsenweisheit – der vormitternächtliche Schlaf ist der wichtigste Schlaf – hier regeneriert der Mensch am besten. Konkret wird angeraten, dass man mindestens einen vollen Schlafzyklus vor Mitternacht durchlaufen sollte - sprich mind. 90 Minuten vor Mitternacht bereits schlafen sollte.

Weshalb gibt es jedoch mittlerweile immer mehr nachtaktive Menschen?

Diese Tendenz ist wahrscheinlich ein gelerntes, praktikables Verhalten, dass dem betroffenen Menschen nützlich ist.

Der modern lebende Mensch hat nicht mehr die Notwendigkeit, sich nach dem Tageslicht zu richten. Gepaart mit immer größerem beruflichem Leistungsdruck, wird immer länger gearbeitet. Der Mensch benötigt jedoch ein Mindestmaß an Regeneration, was ihn daher morgens später aktiv werden lässt. Ein weiterer Faktor ist das Thema der Ablenkungen. In der Nacht sind die Reize, Anrufe und Unterbrechungen die Arbeit betreffend, wahrscheinlich reduziert – die willentliche Konzentration auf eine Arbeit ist theoretisch besser möglich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das nachtaktive Leben, aufgrund der fortschrittlichen Gesellschaft, in der wir leben, möglich ist. Ob es auf lange Sicht gesundheitsförderlich ist, ist jedoch in Frage zu stellen.